Elektronische Musik ohne Computer
Stéphane macht seit über 30 Jahren elektronische Musik. Wie viele andere auch begann er mit einer Kompositionssoftware auf seinem Computer. Nachdem er jahrelang auf verschiedenen Instrumenten geübt hatte, merkte er, dass er viel kreativer ist, wenn er den Computer links liegen lässt und ausschliesslich mit "richtigen" Instrumenten komponiert. Dabei entdeckt er insbesondere die Welt der modularen Synthesizer und entwickelt seinen ganz eigenen kreativen Prozess, bei welchem dem Computer die Rolle eines einfachen Mehrspur-Recorders übernimmt. Diese musikalische Entwicklung lässt sich insbesondere bei seinem Projekt Boodaman gut verfolgen.
Einfache, originelle und günstige Instrumente
In der Zeit, in der er sich eine eigene musikalische Identität aufbaut, wird Stéphane letztendlich klar, dass einige seiner Ideen die Entwicklung von neuen Instrumenten erforderten. Die modulare Plattform Eurorack, mit der er sich bereits vertraut gemacht hatte, eignete sich hervorragend für dieses Vorhaben und er beginnt mit der Entwicklung von neuen Modulen. Sein allererstes Modul ist Ardurack, ein richtiges "Schweizer Taschenmesser", dessen sämtliche Funktionen auf der Basiswellenform aufbauen. Alle weiteren Projekte folgen dem gleichen Leitmotiv: einfache, originelle und günstige Instrumente zu entwickeln. Für Stéphane beginnt ein autodidaktischer Lernprozess im elektronischen Bereich. Das Wissen, das er sich aneignet, bietet ihm neue Einblicke in die Funktionsweise von Synthesizern und schon bald beginnt er Videos auf seinem Youtube-Channel zu veröffentlichen, in denen die fundamentalen Konzepte der modularen Synthesizer einfach erklärt werden.
Musikalische Begegnungen in der Westschweiz
Stéphane will sein Wissen jedoch nicht nur über Youtube weitergeben. 2016 gründet er mit seinen Freunden Jérôme Grandchamp und Olivier Kolly den Verein ADSR GENEVA. Gemeinsam wollen sie Begegnungen mit Synthi-Begeisterten organisieren. Auf dem Programm stehen modulare Picknicks und Modular Nights, Veranstaltungen, bei denen sich sowohl Fans von Instrumenten treffen und Wissen austauschen als auch Passant*innen durch leicht zugängliche Demonstrationen eine vielfältige Klangwelt entdecken können. Auf der Website des Vereins erfährt man mehr über aktuelle Veranstaltungen.
Am Ende unseres Gesprächs wird uns klar, dass diese verschiedenen Projekte (Vulgarisierung, Begegnungen und zugängliches Instrumentendesign) alle auf einem grossen Bedürfnis von Stéphane basieren, sein Wissen weiterzugeben. Obwohl die Projekte sehr unterschiedlich sind, stehen alle unter dem Zeichen einer grossen Leidenschaft für die elektronische Musik.
- Victorien Genna / 21.02.2022